Samstag, 15. Oktober 2011


Wie klingt eine Welt ohne Verbrennungsmotoren?

Diese Frage könnte man anlässlich der steigenden Anzahl voll elektrischer Automobile stellen, und tatsächlich ist die Diskussion um den Klang (oder Nicht-Klang) von Elektroautos und seine Auswirkungen auf die Klanglandschaft unserer urbanen Lebensräume bereits in vollem Gange. Motorenlärm, der uns in den meisten Fällen stört – auf einmal wird sein Fehlen zum Störfaktor, weil wir schon so auf dieses Klangmuster konditioniert sind.

Eine Frage, die man sich seltener stellt ist die, wo dieser Lärm von Verbrennungsmotoren schon heute fehlt. Wie ertragen wir nur einen Herrenrasierer, der nicht mit der maskulinen Power eines V8 dröhnt? Wieso gibt uns der Quadcore-Prozessor in unserem hochmodernen Notebook kein akustisches Feedback über seine Kraftreserven? Und wären verchromte Auspuffrohre nicht auch eine Zier für jeden Kopierer und Getränkeautomaten?

Abstruse Ideen? Renault stellt in der aktuellen Kampagne genau diese Frage: Wie wäre eine Welt und wie würde sie klingen, wenn wir in so vielen Bereichen nicht schon längst auf Elektroenergie setzen würden?



Hier können Sie den Spot auf Deutsch sehen: LINK.

Abgesehen von den Abgasen würde dies auch für die Soundscape unseres täglichen Lebens einige Veränderungen bedeuten – störende und negative Veränderungen zumeist.

Es ist erfrischend, eine Kampagne zu sehen und zu hören, die die Vorteile der Elektromobilität einmal augenzwinkernd, intelligent und ohne den erhobenen, grünen Zeigefinger inszeniert.

Aus Sicht des Corporate Sounds ist interessant, dass Renault bei dem Spot auf der eigenen Website auf das sonst übliche Sound Branding verzichtet. Weder das Soundlogo noch die Corporate Voice, die in anderen TV-Spots Markennamen und Claim spricht, kommen zum Einsatz.

Warum gerade auf der eigenen Homepage auf die akustische Markenkennung verzichtet wird, erschließt sich dem Autor nicht. Die musikalische Untermalung des Spots scheint kaum markant genug, um einen Verzicht auf ein Branding-Element zu rechtfertigen.

Andererseits hat sich die Marke Renault in der Vergangenheit zumindest auf dem Deutschen Markt nicht durch Kontinuität im Branding hervorgetan.
Die Einführung des inzwischen ersetzten Claims „Créateur d´automobiles“ mitsamt einer weiblichen Corporate Voice (inzwischen Nutzt Renault in Deutschland wieder eine männliche Markenstimme) liegt erst 4 Jahre zurück.
Es bleibt zu hoffen, dass in der Umsetzung der Elektromobilität mehr Konsequenz herrschen wird, als in deren Branding. Und dass in Zukunft auch der deutlich dezentere Sound des elektrischen Fahrens angenommen wird. Denn auch wenn für Fußgänger der Verbrennungsmotorenklang zweifellos eine akustische Orientierung bietet, wäre es doch sehr ironisch, die neu gewonnene Ruhe durch künstlich hinzugefügten Lärm zu unterminieren.



PS: Ob der Klang eines Raumschiffs eine klangökologische Bereicherung für urbane Soundscapes bedeutet, darf ebenfalls bezweifelt werden.

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