Dienstag, 9. August 2011


Bach auf dem Xylophon(e) – Holzklänge für ein Handy

Aus der Rezipientenperspektive gehören nicht nur die klassischen Elemente eines Corporate Sound, wie das Soundlogo, ein Websound oder die Klangwelt des Point of Sale zum Markenklang. Immer wieder prägen auch andere Elemente die Vorstellung davon, wie eine Marke oder ein Produkt klingt.

Was bei Autos das Türklappen und das Blinkerklicken sind, sind bei Smartphones eigentlich die Funktionalen Klänge – das akustische User Interface. Dieses kann und soll genauso auf die Marke und das intendierte Benutzungserlebnis abgestimmt werden, wie das grafische User-Interface (GUI), zeichnet es doch dafür verantwortlich, was wir Tag für Tag, unzählig oft hören.

Im Falle von Sharp/NTT DoCoMos Touch Wood SH-08C dürfte allerdings ein anderer Klang die Marke prägen. Der Klang von Holz und Bach.
Ein Handy heutzutage mit einem Holzcase auszustatten, ist ein interessanter Schritt. Im Werbe- bzw. Imagespot wurde dieser Werkstoff auch gleich zum Tonangeber. Ein Xylophon, gespielt von einer herabrollenden Holzkugel intoniert Johann Sebastian Bach's "Jesu bleibet meine Freude" (Kantate 147), bevor sie neben dem Mobiltelefon zum Stehen kommt.



Eine sehr spannende und puristisch umgesetzte Idee, wie Klang, Materialität und Location das Image einer Marke kommunizieren können.
Das Interesse am Produkt dürfte nach diesem Spot, der auch in Cannes mit einem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, die angepeilten 15.000 Stück deutlich übersteigen.

Bei der Musikauswahl spielten übrigens neben ästhetischen Aspekten auch ganz pragmatische Überlegungen eine Rolle, wie Creative Director Morihiro Harano erklärt: Gesucht wurde ein Musikstück mit vielen, gleich langen Noten, um den "Vortrag" desselben auf dem simplizistisch konstruierten Xylophon zu ermöglichen. Auch der Türkische Marsch sei zu Anfang im Gespräch gewesen, man habe sich schlussendlich jedoch für Bach entschieden. Eine gute Wahl, wie sich beim Sehen des Spots herausstellt.

Man darf gespannt sein, ob dieses Projekt Nachahmer findet. Derart originelle Ideen, Sound, Marke und Key Messages zu verbinden, würden jedenfalls auch die europäische Marketing- und Werbelandschaft bereichern.

Ein Wehrmutstropfen bleibt, aus Sicht des Corporate Sound: auch das Touch Wood SH-08C hat einen Solchen offenbar noch nicht. Schon ein Produktvideo zum User Interface zeigt, dass Holz und Bach (noch) nicht zu den akustischen Kernelementen der Marke gehören. Dabei hätte gerade dies in Kombination mit dem futuristisch anmutenden GUI einen spannenden Kontrast und die Fortführung einer Markenpositionierung als naturverbunden und nachhaltig ermöglichen können.
Es bleibt zu hoffen, dass diese gute, kreative Werbeidee auch zu einer strategischen Corporate Sound Konzeption führt, die diese aufgreift und als langfristigen Wert für die Marke etabliert.

Dienstag, 2. August 2011


Mikro, Mikro in der Hand, wer ist der Schönste im ganzen Land?

Geers Hörakustik sucht den Schönsten Klang Deutschlands

Was ist für Sie der schönste Klang, den sie kennen? Kinderlachen? Meeresrauschen? Das Prasseln eines Lagerfeuers oder ein sanftes Klavierstück?

Musik, Geräusche, Klangwelten. Tagtäglich umgeben uns unzählige Klänge – viele davon, die wir gerne ausblenden würden. Doch so oft wir über Lärm klagen, so selten denken wir an die Klänge, die uns wirklich gefallen.
Um so besser, dass uns jemand daran erinnert, dem das Hören wirklich am Herzen liegt. Die Hörakustikerbranche kennt Menschen, die den Wert des Hörens schmerzlich erfahren – durch den Verlust desselben. Darum sucht man dort auch nach dem schönsten Klang Deutschlands. Auf der Website zur Aktion kann man selbst Klänge vorschlagen und abstimmen: www.der-schoenste-klang-deutschlands.de.
Also ran an den Fieldrecoder und die schönsten Sounds der Nation aufgenommen!

Die Aktion soll spätert in sieben weiteren europäischen Ländern wiederholt werden. "Wir erwarten spannende Ergebnisse" so Christian Geers, Vorstandsvorsitzender von Geers
Hörakustik.
Man darf gespannt sein, welche Klänge am Ende das Rennen machen. Vielleicht ja doch das markante Grollen eines Rennwagens oder der chinesische Gong?

Mittwoch, 4. Mai 2011


Der Klang der Arbeit und das knappe Gut der Stille

Stille ist ein knappes Gut. Das merkt der urbane Mensch nicht nur am Tag gegen Lärm. Doch wie klingt eigentlich die moderne Arbeitswelt?

Machen Sie einen kleinen Test und schauen Sie den folgenden Spot zunächst einmal mit geschlossenen Augen. Was sehen Sie vor Ihrem inneren Auge?



Peugeot hat den Sound des gehetzten Büroarbeiters geschickt inszeniert und wirbt gleichzeitig mit (scheinbarer) Stille für das Fahrgefühl des neuen 508. "Zeit ist wertvoll" lautet der Slogan zum Spot – ein Grund sie im Auto zu verbringen?

Ohne die Qualität des Produkts bewerten zu wollen, ist es interessant wie Stille, zu der sich gedämpften Fahrgeräusche, ein klarer Pianosound und Basslinie gesellen, genutzt wird um Qualität zu inszenieren. Einzig das pulsierende Synthesizerelement greift die hektische Stimmung der Eingangssequenz wieder auf.
Man darf sich fragen, ob hier eine Verstärkung des Kontrasts dem Puls der Zeit geopfert wurde. Und man darf darüber nachdenken, ob es auch einen akustisch Vampireffekt gibt – in dem man sich an den Sound des Werbespots erinnert, aber nicht an den Sound der Marke... ?


UPDATE - 24. Mai 2011

In ihrer gestrigen Sound Studies Lecture hat Frau Dr. Kastner ebenfalls ein Beispiel mit den Geräuschen der Arbeit verwendet. Honda hat in einem Spot isolierte Alltagsgeräusche verwendet, um aufzuzeigen, wie man perfekt funktionierende Dinge schnell als selbstverständlich nimmt – wie ein Auto. Ob diese Message den Hörer allerdings bei der ersten Rezeption wirklich erreicht? Was meinen Sie?


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