Dienstag, 3. April 2012


O2 macht Stimmung in Deutschland hörbar

Die Stimmung in einem Land kann viel bewirken. Ungeliebte Politiker können sie genauso zu hören bekommen wie der Pendler in U- oder S-Bahn. Vor wichtigen Wahlen wird allerorts die Wechselstimmung beschworen aber auch im Alltag scheinen Stimmung und Wechsel eng verbunden zu sein.

Doch wie macht man ein solch diffuses Phänomen, das es hervorragend versteht sich quantitativen Analysen zu entziehen, hörbar? O2 versucht es über Sonifikation – ein Ansatz der älter ist, als der Begriff vermuten lässt.


Sonifikation – Informationen hören

Das akustische Pendant zur Visualisierung wurde schon von Pythagoras genutzt. Über die Veränderung der Länge einer angeschlagenen Seite zeigte er schon in der Antike den Zusammenhang zwischen mathematischen Zahlenfolgen und musikalischen Tonfolgen auf. (Eine lesenswerte Einführung ins Thema der Sonofikation findet sich bei den Kollegen von See This Sound.at)
Das "hörbar-machen von Informationen" hat eine lange Tradition und so bekannte Vertreter wie den Geigerzähler.

Diesen Weg schlägt nun auch der Mobilfunkanbieter mit der blauen Luftblase ein, der seine TV-Spots in letzter Zeit verdächtig oft mit einem Harfenmotiv beendet. Ob dies lediglich ein Kampagnen-Element ist oder sich zu einem O2 Corporate Sound entwickelt, muss die Zukunft zeigen.
O2 wertet Google News, Wettermeldungen Fußballergebnisse und Twitter Nachrichten aus und macht sie auf einer Website hör- und sichtbar.



Es werden also Stichwörtern analysiert, "die alle etwas mit Zufriedenheit zu tun haben".
Ein interessantes Konzept, auch wenn man es mit der Aussagekraft nicht zu genau nehmen sollte. Denn da wird schon mal eine "prima Primzahl" zum Grund für ein Stimmungshoch, eben weil das Wort "prima" auftaucht. Und eine Nachricht wie "60 unsympathische Menschen 1 Raum = fh düsseldorf" wird als "+1" verstanden – rosa Blüte inklusive.





Dass der Tweet aus Leipzig eigentlich der Stimmung in Düsseldorf gelten müsste, wird wohl auch nicht "verrechnet".

Fast schon könnte man angesichts der ausgeglichenen Werte nahe der 60% Marke denken, es handele sich um eine mit Horoskopen vergleichbare Berechnungslogik, die keine negative Werte zulässt. Doch im Archiv des Stimmungsbildes wird man eines besseren belehrt: Am 1. Februar etwa lag die Stimmung in Deutschland bei nur 39%. Schlechtes Wetter? Zu wenig Twitter Meldungen?


Wie klingt Deutschland?

Eine solche Frage sollte man angesichts dieses Medienexperiments nicht stellen. Denn die Sonifikation von Stichwörtern, kann und will ja nur eine ungefähre Stimmung erlebbar machen, nicht eine Identität ausdrücken. So klingen auch die unterschiedlichen Städte so unterschiedlich nicht. Nicht einmal der Grundton oder das Tempo werden variiert, vom Genre ganz zu schweigen. Hier zeigen sich auch die sinnvollen Grenzen eines solchen Systems.
Nichts desto trotz ein interessanter Ansatz, der wieder einmal zeigt, dass Sound auch in der Markenkommunikation für mehr eingesetzt werden kann als nur Entertainment oder Branding.

Man darf gespannt sein, wie O2 die Stimmungsplattform weiterentwickelt und mit welchen Aktionen man die Stimmung in Deutschland verbessern wird.


PS: Haben Sie weitere "missverstandene" Meldungen gefunden? Posten Sie sie als Kommentar!

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