Psychoakustik

Dienstag, 18. April 2006


Hören Sie das Knacken? Sounddesign in der Warenwelt

cookiesEin etwas älterer, aber nichtsdestotrotz äußerst lesenswerter Beitrag über die Möglichkeiten und Funktionen des Sounddesigns in unterschiedlichen Industriezweigen findet sich hier in der Technology Review.

Von dem Sound des Beissens in einen neuen Schokoladenkeks - "Hören Sie das Knacken?" - bis hin zum Sound der Abgasanlagen bei V-Motoren wird darin ein Einblick in das industrielle Sounddesign gegeben. Obwohl die moderne Form des Sounddesigns (z.B. Corporate Sound, Audio Branding) erst eine junge Entwicklung ist, lassen sich in der Geschichte immer wieder Beispiele für die klangliche Optimierung von Produkten finden: "Das Rascheln von Verpackungsmaterial und das sanfte 'Sssst' beim Einströmen der Luft in eine Vakuumverpackung versuchte schon Hermann Bahlsen vor fast hundert Jahren zu optimieren."

Gerade das Beispiel des Automobilbaus zeigt dabei, dass der Einsatz und die Veränderung von klanglichen Merkmalen nicht nur dazu dient, bei dem Kunden oder Benutzer positive Emotionen auszulösen. Sound hat hier bisweilen auch eine Informationsfunktion: "Das Fahrgeräusch liefert unbewusst wichtige Informationen über die Geschwindigkeit." Dabei bleibt allerdings zu bedenken, dass sich nicht nur die klanglichen Vorlieben, sondern auch die Assoziationen unterscheiden können: nach Geschlecht, kultureller Prägung oder Alter.

In der bisherigen Welt des Sonic Branding wird Klang jedoch viel zu häufig nur als Emotionenauslöser betrachtet und eingesetzt. Das Potential, dass mit der informationsvermittelnden Funktion verbunden ist, wird dabei jedoch übersehen. Möglicherweise liegt das darin, dass die klassische Werbung schon lange erkannt hat, dass mit Information (à la unser Produkt bietet die Vorteile a, b, c) bei den Kunden nicht viel zu holen ist. Stattdessen setzt sie auf die (oft unterschwellige) emotionale Identifikation. Audio Branding dagegen hat den Vorteil, noch weitgehend unverbraucht zu sein, was die Informationsfunktion angeht.

>> Von der NBC-Melodie bis zum gebrandeten Wasserkocher
>> Volltönend herzhaft

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Mittwoch, 8. März 2006


Vom Tempo der Musik und ihrer psychischen Wirkung

bandHier findet sich eine Posterpräsentation von Thomas Dominik und René Steiger, Studenten an der Uni Ulm, zum Thema der psychischen Auswirkungen akustischer Inhalte in Werbespots.

Folgende vier Thesen wurden dabei an 79 Probanden anhand eines Onlinefragebogens untersucht:
  1. "Die Aufmerksamkeit des Betrachters eines Werbespots und
    die damit eng verbundene Detailwahrnehmung wird durch
    das Tempo der jeweiligen Hintergrundmusik gesteigert.
  2. Durch das Tempo der Hintergrundmusik bei einem
    Werbespot wird der Konsument angeregt, sich weitere
    Informationen über das jeweilige Produkt einzuholen.
  3. Der Kaufwunsch des Verbrauchers für ein Produkt wird
    durch die Geschwindigkeit der Hintergrundmusik in einem
    Spot erhöht.
  4. Die Intention des Kunden das Produkt zu erwerben ist
    abhängig vom Tempo der in dem Spot verwendeten Musik."
Als Ausgangsmaterial dienten dabei zwei Werbespots von BMW und Levi's, deren musikalische Komponenten jeweils modifiziert wurden. Im Ergebnis bestätigte sich die "Wirksamkeit des Tempos der Musik auf den Verbraucher nur teilweise. Zwar gab es signifikante Unterschiede im Bezug auf die Merkmale Aufmerksamkeit und Kaufwunsch, jedoch hat die Geschwindigkeit des Musik in einem Werbespot keine Auswirkung auf die Eigenschaften Interesse und Kaufhandlung. Im Allgemeinen beeinflusst der temporeichere Spot den Verbraucher eher als der Langsamere".

Insgesamt empfanden die Versuchspersonen den Spot mit der schnelleren Musik als dynamischer und lebhafter. Aber das Gegenteil wäre ehrlich gesagt auch ziemlich überraschend gewesen, oder?

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Freitag, 24. Februar 2006


Horny, horny, horny!

Wenn das nicht eine ganz neue Dimension eröffnet. Die Schweizer Zeitung 20minuten berichtet von der Entdeckung sogenannter "Pherotones", also von Klingeltönen für das Handy, die ähnlich wie Pheromone eine erotisierende Wirkung haben. Auf der Seite der Entdeckerin Dr. Myra Vanderhood, einer "world-traveled intimacy expert" mit 12 Jahren Studienerfahrung auf dem Feld "menschliche Sexualität", wird diese Innovation überzeugend angepriesen: "Are you ready to unlock your sexual potential in an adventure of self-discovery through untamed passion and incredible pleasure? If you said 'Yes,' then you’re ready for Pherotones, the ringtone secret that can make you irresistible to the opposite sex".

Aber das Wichtigste: dort gibt es auch einen Link auf eine Seite, auf dem man die anregenden Klingeltöne testen kann. Gleichberechtigung der Geschlechter wird hier immerhin großgeschrieben und es gibt fünf männliche und fünf weibliche Töne anzuhören mit wundervollen Namen wie "A Good Strong Man", "Veni Veni Veni" oder "Testosteroni".

Die erotisierende Wirkung konnte der Autor jedoch beim intensiven Testhören nicht feststellen und die Klingeltöne werden sicher auch nicht auf seinem Mobiltelephon landen, dennoch seien Dr. Vanderhood und ihrer großartigen Innovation ein paar Minuten Berühmtheit in der Blogosphäre gegönnt. Aber nach Idea Grove haben es die Pherotones auch schon für kurze Zeit in die Wikipedia geschafft (und wieder heraus).

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Donnerstag, 23. Februar 2006


Abrocken für Gold

Kathy Sierra schreibt in dem Blog "Creating Passionate Users" über den Einsatz von Musik bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin. Sie berichtet von US-Snowboardern mit in ihren Anzügen eingebauten iPod-Fernbedienungen, die nicht nur während des Trainings oder in Wartepausen ihren Lieblingsbands zuhören, sondern auch im Kampf um die Medallien.

Dabei geht es nicht nur um die Anregung durch die Musik, sondern nach Sierra liegt der Zusammenhang zwischen Musik und den sportlichen Leistungen noch tiefer: "Music tells us what to feel". Doch gleichzeitig gehört die auditive Dimension immer noch zu den vernachlässigten Sinnen - und das nicht nur im Bereich der Unternehmenskommunikation: "But sound is still the forgotten stepchild of multimedia, among non-professionals. Everybody is at least an amateur photographer now, but where's the FlickR equivalent for music?". Es wird also langsam Zeit für eine breite musikalische Alphabetisierungskampagne.

Ein interessantes Experiment dazu haben die Basketballer von den Dallas Mavericks angestellt. Der Besitzer Marc Cuban berichtet in seinem Blog von Versuchen, die übliche Hintergrundmusik während der Spiele einmal wegzulassen und stattdessen mit Mikrophonen die Spielgeräusche - das Quietschen der Solen und das Wummern des Balls - auf das Lautsprechersystem zu übertragen. Das Ergebnis dieser "stillen Nächte"? Es gab einen "noticable decline in energy in the building and I got several emails asking what happened to the “show” at the games." Fazit: Ohne Musik kein "buzz".

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