Mittwoch, 25. November 2009


Der (Fehler-)Sound der digitalen Welt

der Alltag des 21. jahrhunderts ist geprägt von Computern und deren Betriebssystemen. Und im Fall, dass diese uns etwas mitteilen wollen, oder wegen eines erwarteten, oder unerwarteten Fehlers den Dienst versagen, versüßen sie uns den Augenblick mit einer kleinen, akustischen Aufmersamkeit. Dass die Fehler- und Signalsounds eines bestimmten Herstellers sich besonders in das kollektive Bewußtsein der digitalen Gesellschaft gegraben haben, liegt unzweifelhaft an seiner Dominanz. Und so werden die meist ungeliebten Soundschnipsel sogar in Kunstwerken (glücklicherweise kann dieser Begriff sehr frei ausgelegt werden) gebraucht.

Schon vor einigen Jahren berichtete Michael van Laar von Marketingblogger über das Duett für Klavier und Windows von Jim Owen, der aus den Klängen des Betriebssystem tatsächlich ein konzertantes Stück Musik gemacht hat.


Welcome to Windows von Jim Owen

Jüngst standen bei einem anderen großen Internetportal mal wieder die "Kompositionen" zur Abstimmung, die aus den Klängen der verschiedener Windows Versionen und einer Mac-Variante erstellt wurden. Man beachte hier auch die verschiedenen "Sequenzer" die für die Soundcollagen benutzt wurden...

Über die Qualität der Remixes lässt sich streiten, über die der Sound der heutigen Betriebsysteme ebenfalls. Und glücklicherweise lassen sich diese heutzutage ja genauso den eigenen Bedürfnissen anpassen (oder abschalten), wie die Klingeltöne unserer Handys. Auch wenn dies nicht immer alle unsere Mitmenschen nutzen. (Wie Julian Treasure von der englischen Sound Agency in seiner Rede auf der TED Konferenz feststellte ist das Nokia Jingle der am meisten gespielte Sound auf der Welt. Er ist auch allen Nokia Handys als Klingelton voreingestellt und wird ca. 1,8 Milliarden (!) Mal am Tag gespielt.)

Unter den Gesichtspunkten eines Corporate Sound ist eines der wichtigsten Merkmale einer akustischen Identität – etwa in Form eines Soundlogos – die Wiedererkennung. Dies scheint bei Nokia mehr als gesichert. Doch fraglich ist auch die Botschaft die damit verbunden wird. Denn wenn eben uns der Nokia Klingelton erklingt schwingt neben der Marke auch die Frage mit, warum dieser Mensch seinen Klingelton nicht geändert hat.

Was Stringenz angeht ist in der Welt der Betriebssystem Apple Microsoft anscheinend im Vorteil. Mit jeder neuen Generation von Windows kommt ein neues Startjingle auf den Markt, und jedes versucht den Eindruck von Modernität und Aktualität zu erwecken. Ein interessantes Resultat ist, dass beim Hören älterer Windows Startsounds schon beinahe Nostalgie aufkommt.



Bei Apple hingegen erklingt seit einigen Jahren und der Einführung von Mac OS X der gleiche Startsound, deutlich reduzierter und unabhängig von Gerät und OS Version. Dieser fand schließlich sogar Einzug in einen Kinofilm. (Hier dürften die personellen Überschneidungen zwischen Pixar, Disney und Apple nicht unbedingt störend gewirkt haben.)



Es bleibt zu hoffen, dass die Hersteller digitaler Geräte dem Sound Design in Zukunft größeren Wert (und größere Budgets) beimessen. Denn akustische Umweltverschmutzung gibt es bereits genug, und die nicht immer hochwertigsten Zusammenstellungen der User, die aus diesen Klängen einen "Techno-Mix mit (Fehler-) Message" (Spiegel online) basteln würden wenigstens in einem Punkt davon profitieren – der Qualität des Ausgangsmaterials.

Samstag, 21. November 2009


Yamaha entwickelt Motorensound für den Lexus LFA

Dass in der Automobilindustrie Sound Design eine weitaus etabliertere Stellung im Produktdesign inne hat als in anderen Branchen, ist bekannt. So investiert Porsche laut Spiegelberichten bereits 5% der Entwicklungskosten in das Sound Design und auch andere Hersteller lassen die Geräusche, die man früher zu unterdrücken versuchte, oder die durch technische Innovationen inzwischen überflüssig wurden, bewußt designen. Wie auch Benedikt Köhler an dieser Stelle schon berichtete, werden Blinkerklicken und das Geräusch einer zuschlagenden Tür heuzutage selbstverständlich von Akustikern gestaltet.

Wenn sich allerdings zwei große asiatische Konzerne wie Toyota mit der Edelmarke Lexus und Yamaha, ihrerseite Spezialisten für Instrumenten- und Motorenklang zusammentun, um den Sound eines neuen Supersportwagens zu kreieren (Yamaha hat den Motor mitentwickelt), ist das durchaus einen zweiten Blick wert. Und das Ergebnis kann sich hören lassen (Klick auf Sound Preview).

Lexus ließ sich mit der Entwicklung des neuen Supersportlers, der in einer Liga mit Ferrari und Lamborghini spielen soll, 10 Jahre Zeit. Keine Eile für ein Fahrzeug, das mit einem V10 Motor in 3,7 Sekunden von 0 auf 100km/h beschleunigt und mit seinen 560 PS nur relativ leichte 1480kg bewegen muss.
Getestet im Labor und auf der Rennstrecke (unter anderem beim 24h Rennen auf dem Nürburgring) soll auch der Klang dieses Fahrzeugs auf Anhieb begeistern. Dies jedenfalls kann man vermuten, wenn man sich bewußt macht, wie deutlich der Sound des Wagens in der Kommunikation, etwa bei der Vorstellung auf der Tokyo Moto Show 2009 (Video) im Oktober hervorgehoben wurde. Auch das Imagevideo auf der Microsite des Lexus LFA weist dem Klang eine bestimmende Rolle zu, auch wenn dies für Supersportwagen keine Seltenheit ist. Schließt man die Augen, werden Assoziationen mit der Formel 1 Welt wach, sicher kein unbeabsichtigter Effekt.



Yamaha nennt als Herausforderung bei der Soundentwicklung vor allem die "Herstellung einer direkten Verbindung zwischen Fahrer und Fahrzeug durch das Medium Sound". Dazu hat man sich zwei Ziele gesetzt:
  1. Einen Motorensound zu entwicklen, der selbst subtilste Kommandos des Fahrers beim Handling des Fahrzeugs widerspiegelt.

  2. Den hochklassigen Motorensound effizient an den Fahrer weiterzugeben.
Quelle Yamaha

Geräuschreduzierug war hier also nicht das entscheidende Ziel, sondern im Gegenteil die effiziente Übertragung des Sounds vom Motorenraum in die Fahrgastzelle.
Dazu setzt Yamaha auf mehrere (physische) Kanäle, durch die der Klang in den Innenraum des Fahrzugs gelangt. So erhält der Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes einen Surround Sound des Motors. Außerdem wurden ein Filtermodul eingesetzt, um das Frequenzspektrum und die Lautstärke des Sounds zu beeinflussen.

Yamaha Global: Figure 3: Configuration of sound conveyance device, Copyrights: Yamaha
Figure 3: Configuration of sound conveyance device, Copyrights: Yamaha

Es wurde kein elektronisches Sound Design genutzt. Alle Klänge stammen direkt vom Motor und wurden nur physikalisch manipuliert. So wurde zum Beispiel das Ausaugsystem des Motors so modifiziert, dass bei 3.000 U/min ein Klang entsteht, der einen Basisfrequenz von etwa 250Hz hat. Bei 6.000 U/min steigt diese Basisfrequenz auf etwa 500Hz und weiter, je höher die Umdrehungen des Motors steigen. Wie für asiatische Motoren typisch dreht die Maschine bis etwa 9.000 Hz mit einem sehr hellen, eher fauchenden Klang.

Im Vergleich zu vielen westeuropäischen oder amerikanischen Sportwagen, ist der Klang des Lexus eher hoch, Formel 1 ähnlich als der tiefere, rauhere Klang eines Ferrari oder Lamborghini. Das ist jedoch meine persönliche Meinung, vergleichen Sie selbst!



Ein klanglicher „Wermutstropfen“ bleibt: So schön der Motorensound ist, die Funktionsklänge wie Bilnker oder Grutwarner blieben im Vergleich relativ farblos, wenn man der Zusammenstellung von Spiegel Online glauben darf (unteres Drittel der Seite).

Die Hupe jedoch tönt im fröhlichen Dur-Akkord. Spaß machen wird dieser Wagen seinen Besitzern ganz sicher, die eines der 500 Exemplare ergattern.

Link: Pressemitteilung von Yamaha

Donnerstag, 19. November 2009


Zeit für eine Vorstellung

Einen guten Abend zusammen,

eine ereignisreiche Woche in der Sound Branding Welt nähert sich dem Ende, da ist es an der Zeit für eine kleine Vorstellung und die Story, wie dieser Blog zu neuem Leben kam.

Mein Name ist Cornelius Stiegler und ich befasse mich seit einiger Zeit mit dem Thema Sound Branding. Als Kommunikationswissenschaftler bekam ich über den Masterstudiengang Sound Studies das erste mal Kontakt zum Feld der "akustischen Kommunikation". Derweil plane ich ein eigenes Forschungsprojekt zum Fachbereich und den kommunikativen Barrieren und Filtern, die zwischen den Auftraggebern und Agenturen von Soundproduktionen herrschen. Denn die Verbalisierung von Sound ist noch immer eine große Herausforderung. Außerdem sammele ich momentan Praxiserfahrungen im Sound Branding bereich bei der Corporate Sound AG.

Bei den Recherchen stieß ich auf diesen Blog gegründet und betrieben von Benedikt Köhler, aber seit dem Jahr 2007 verwaist. Ich wollte und will, meine Ideen und Thesen zum Thema Sound Branding insbesondere zum Bereich des Corporate Sound diskutieren und Herr Köhler bot mir an, dem Blog ein wenig neues Leben einzuhauchen.

Das tue ich gern, und werde gleichzeitig versuchen, einige der älteren Beiträge, dort wo es angebracht scheint, einzubinden. Schließlich schlummert hier ein interessantes Archiv. Natürlich können Sie als Leser es auch auf eigene Faust erforschen!

Thematisch beginnen möchte ich mit einer Serie zu den Begriffen in der Sound Branding Branche, denn die dortige Vielfalt kann auch verwirrend wirken. Und schließlich werde ich mich auch der Frage zuwenden, was denn nun ein "Corporate Sound" ist. Eines Vorweg, es ist weder ein Soundlogo noch ist es Musik. Natürlich werde ich aber auch auf aktuelle News und Trends in der Welt des intendierten Klangs aufgreifen.

Neben einem optischen Facelift werde ich in Zukunft auch die Kategorien, Links und weitere Module des Blogs anpassen. Falls Sie also einen Grafikfehler finden, dürfen Sie ihn gern behalten. Doch seien Sie vorsichtig, Grafikfehler sind sehr pflegebedürftig: sie brauchen viel Sonne, ein bis zwei Streicheleinheiten am Tag und mindestens einmal im Monat einen Screenshot. Wenn Ihnen dies zu aufwändig ist, muss ich von einer Adoption abraten.

Derweil freue ich mich über konstruktive Kommentare und rege Diskussionen. Und falls Sie noch eine Anregung brauchen, dann versuchen Sie doch die im Header dargestellte Wellenform zu entschlüsseln. Für welche Aussage könnte sie wohl stehen?

Die Auflösung gibt es am Ende des Monats.

Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und immer eine paar db Headroom im Signal!

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Die Inhalte dieses Weblogs ab 2009 stammen von Cornelius Stiegler.
Blogeinträge aus dem Jahr 2007 und früher stammen von Benedikt Köhler.
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