Donnerstag, 14. Juni 2012


Der Apple Design Anspruch – jetzt nicht hörbar im neuen MacBook Pro (Retina Display)

Dass Apple schon immer ein besonderes Augenmerk auf das Benutzererlebnis seiner Produkte hatte, ist nicht erst seit der offiziellen Steve Jobs Biografie bekannt. Spätestens seit dem Wiedereinstieg des Co-Gründers zeichnen sich Apple Computer und Geräte (wieder) durch eine klare Formensprache und hochwertiges Industrie- bzw. Produktdesign aus.

Oft wird Produktdesign jedoch vor allem als visuelles und haptisches Design verstanden. Bei vielen Produkten hat man das Gefühl, dass der passiven Akustik – dem Klang des Materials und von Schaltern, Scharnieren etc. – und den aktiven Funktionstönen deutlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde, als dem "Look".
Wie so oft sind es auch hier mitunter die Sounds, die man nicht hört, die den Unterschied machen.

So etwa bei Apple. Hier hat man sich u.a. dem Klang des Notebook-Lüfters noch einmal angenommen (ab ca. 3:12 min).



Das Konzept, einen Lüfter mit asymmetrisch angeordneten Schaufeln auszustatten um Strömungsgeräusche zu reduzieren und Resonanzen zu vermeiden, ist freilich keine Erfindung von Apple. Es wird unter anderem im Automobilbau schon länger angewendet. Dennoch mag man sich fragen, warum bisher kein anderer Computerhersteller auf diese Idee gesetzt hat. Denn Lüftergeräusche sind gerade bei PC-Notebooks kein unbekanntes Phänomen.


Marge durch multisensorisches Benutzererlebnis

Es ist erfreulich zu sehen, dass eine Premiummarke hier einmal ihren Anspruch auf den Klang eines Produktes ausgedehnt und auch umgesetzt hat. Denn letztendlich entscheiden eben diese kleinen Unterschiede im wahrgenommenen Benutzererlebnis (und deren geschickte Inszenierung) über das Preispremium, das ein Kunde zu zahlen bereit ist.
Ein Preispremium, das bei einer Marke wie Apple die Kosten für das höherwertige Bauteil mehr als aufwiegen dürfte.

Dass Produktklänge darüber hinaus zum wahrgenommenen Corporate Sound einer Marke gehören und für die Konsumenten mitunter den wichtigsten Teil des Sound Brandings ausmachen, sollte ebenfalls selbstverständlich sein. Daher sollte gerade bei technischen oder digitalen Produkten mit Funktionsklängen dem Sonic Interaction Design ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt werden, wie dem Soundlogo. Schließlich ist es meist das Produkterlebnis, welches das Markenversprechen einlösen muss.

Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft mehr Hersteller diesem Vorbild folgen und passives und aktives Sound Design nicht nur unter dem Aspekt der Kosten für höherwertiges Material oder einen zusätzlichen Speaker betrachten, sondern als notwendige Vorraussetzung einer multisensorischen User Experience, die einer Marke Premiumcharakter verleihen kann – Return on Investment inklusive.

Freitag, 1. Juni 2012


Wie sie spüren, hören sie nichts

Beschleunigung kann in vielen Formen multisensorisch erlebt werden. Durch den Blick auf die plötzlich vorbeifliegende Landschaft, den Geruch nach verbranntem Gummi oder die Trägheit des eigenen Körpers, der in die Rückenlehne gedrückt wird. Nicht ohne Grund kursieren im Marketing immer noch Legenden, denen zufolge die Weichheit des Sitzes – und damit das Gefühl des „in den Sitz gepresst Werdens“ – für die subjektiv empfundene Sportlichkeit eines Wagens nicht zu unterschätzen ist.

Wie man die Beschleunigung eines Hybridwagens auch noch erleben kann, zeigt uns Toyota in seinem jüngsten Spot:



Akustisch betrachtet ist der interessanteste Sound in diesem Spot vielleicht der, den man nicht hört: der Motor. Wäre der Hybrid-Skeptiker beim „Anlassen“ des Wagens vom Aufheulen eines 12-Zylinders gewarnt worden, hätte er wohl instinktiv mit einer anderen Körperspannung reagiert. So bekommt er die Kraft des Wagens nicht zu hören, aber zu spüren.

Hier tritt ein akustisches Muster zutage, das wir seit Generationen verinnerlicht haben: Autos mit beeindruckender Beschleunigung haben auch einen beeindruckenden Motorenklang. Die Konditionierung aus dem Motorsport schlägt die in der Allgemeinheit seltene Erfahrung, dass im Luxussegment Leistung auch leise sein kann.
Die gelernte Erwartungshaltung besagt, dass ein sportliches Auto auch sportlich klingt. Man stelle sich nur einen aktuellen Porsche 911 mit dem Motorenklang eines Trabant vor. Welches Vertrauen würde man noch in die Leistung des Fahrzeugs setzen? Welche Auswirkungen hätte es auf den Wagen als Statussymbol?

In der Hybrid- und Elektromobilität stellen sich diese und andere Fragen neu. Unlängst haben die Hersteller reagiert und dabei teilweise Klangmuster aus der Ära der Verbrennungsmotoren neu interpretiert. Noch ist nicht klar, welche neuen akustischen Muster und Erwartungshaltungen daraus entstehen werden.

Erfrischend ist in jedem Fall, dass Toyota in diesem Spot weder an das grüne Gewissen noch an die Brieftaschen der potentiellen Käufer appelliert, sondern an die diebische Freude, mit den Vorurteilen des Gegenübers spielen zu können.
Es tut der E-Mobilität sicher gut, wenn sie nicht nur als vernünftig und intelligent wahrgenommen wird, sondern auch als eine Technologie, die Spaß macht.

Mittwoch, 30. Mai 2012


DHL und der Klang von Geschwindigkeit

Dass nicht nur Automarken mit markanten Klängen punkten können, zeigt die neue Kampagne von DHL. Schon in der ersten Sekunde wird unmissverständlich klar, worum es geht und welche Assoziationswelt geweckt werden soll.



Die Formel 1. In Europa die Assoziationswelt wenn es um Geschwindigkeit auf der Strasse geht. Der hochtourige Sound der Formel 1 Boliden liefert außerdem einen Klang, der sehr bekannt und zugleich prägnant ist. Den Sound eines DTM oder Le Mans Wagens mag der Otto-Normal-Hörer nicht erkennen. Den der Dienstfahrzeuge von Schumacher, Vettel und Co. sollte er oder sie jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit zuordnen können.
Eine Marke (Formel 1), Markenwerte (Schnelligkeit, Präzision etc.) und eine ganze Assoziationswelt werden wach gerufen – nur durch einen Motorenklang. Daher wundert es nicht, dass den Spot ein verhältnismäßig ausgeprägtes Sound Design ziert.

Der Song hingegen – ein Remix der seit 20 Jahren bestehenden Markenhymne "Ain't no mountain high enough" – mag für eine Logistikmarke zunächst verwirren. Schließlich wurde das Lied auch durch Filme wie Sister Act 2 bekannt.

Doch natürlich zahlt hier vor allem der Text auf das Markenversprechen ein: Kein Berg zu hoch, kein Tal zu tief, kein Fluss zu breit um DHL davon abzuhalten, ihre Lieferungen ans Ziel zu bringen. Auch wenn man dabei nur im Auftrag des Kunden und nicht "Im Auftrag des Herrn unterwegs" (Blues Brothers) ist.

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